
100: THE PIRATES OF DARK WATER
Basierend auf dem Hanna-Barbera-Cartoon mit Affenvögeln, schatzsüchtigen Piraten und den titelgebenden düsteren Wassern, steuern wir eine von drei säbeltragenden Modekatastrophen (-Gelbe Puffhose, ein Zopf hinten, einen vorne, halbmeterlange Koteletten und ein irgendwie einzelnes(?) ledernes Schulterpolster-) durch Karibikflair und säbeln gegnerische Modekatastrophen. Die Kämpfe sind einfach aber spaßig, die Levels angenehm designt, die Musik ist catchy und thematisch inkorrekt. Die vom ersten Level liegt mir immer noch im Ohr. Wer sich an der kleine Monotonie aus Werfen, Hüpfen, Klettern und Meucheln nicht stört, findet hier einen kleinen Geheimtipp.

99: ETERNAL CHAMPIONS
Stattgegeben: nicht der beste Prügler auf dem Mega Drive. Leider krankt das Game an einem klassischen SEGA-Problem: Unausgegorenheit. Hier in Form von unnötig enervierenden Mehrfachkämpfen, etwas trägem Tempo und einem übertriebenen Schwierigkeitsgrad. Trotzdem: Eternal Champions ist seine Handvoll Euros wert: Viele Specials, abwechslungsreiche Charaktere, Stages, Finisher, gutes Handling, interessante Story und Prügelsounds auf Streets of Rage-Niveau. Insgesamt ein gutes Spiel, dem zum ausgegorenen das letzte halbe Stündchen im Ofen fehlte.

98: GAIARES
Gut spielbares Galaxy-Shoot’em up mit ikonischer Musik. Aus Zeiten, in denen die Grafik noch nicht fett und ewig effektiert war, sondern kompakt und trotzdem stimmig. Und in 60 FPS lief. Der „Hook“ in diesem Shooter ist buchstäblich einer: Mit einem Haken stehlen wir Gegner ihre Power Ups. Coole Idee, die das Spiel von seiner Konkurrenz abhebt. Definititiv eins der besseren des Genres, wenn auch leicht benagt vom Zahn der Zeit.

97: VIRTUA RACING
Apropos gut aber unausgegoren: Obwohl technisch natürlich ehrwürdig, bleibt diese hier die zweitschlechteste Version des Spiels. Im direkten Vergleich zum entweder 32X-Port (—die miese Saturn-Fassung erwähnen wir nicht), dem Arcade-Original oder dem brandneuen, exzellenten Remaster für die Switch, geht der Mega Drive-Version die Luft aus. Es bleibt ein kompetentes Racing-Game mit kleinen Schwächen, das dann und wann mal wieder in die Konsole gestopft gehört, und sei es nur, um sich den reudigen Motorensound und die dreieckigen Funkenschläge in Erinnerung zu rufen. Läuft wegen des SVP-Chips nicht auf jedem Nachbau.

96: PANORAMA COTTON
Niedlicher (Fake-)Super Scaler und meiner Meinung nach das bessere Space Harrier. Das Hexenmädchen Cotton scheint sich auch in diesem Teil der Serie mit einem Raumschiff zu verwechseln: Wir fliegen auf einem Besen durch abwechslungsreiche Grafik und ballern mit sowas wie Kanonenkugeln auf viel zu süße Gegner. Schönes 3D-Cute’em up mit Herz. Ein Setup, hinter dem sich andere Games des Genres nicht verstecken können.

95: MUTANT LEAGUE FOOTBALL
Schau mal, ich spiel’ ja normalerweise nicht so rasend gerne Sportspiele, aber wenn Skelettmutanten, Trolle, Roboter und Aliens sich in einem gesunden Mix aus Sport und Krieg zu Knochenhäufchen pulverisieren und ihre Trainer zigarrenqualmende Monster mit Michael-Jackson-Hüten sind, dann sage ich: Vielleicht. Und in diesem Fall sogar: Ja, gern! Minimales Football-Know-How ist gefragt, aber das lernt man zwischen den ganzen Rauferein wie von selbst. Hat Humor und Multiplayer.

94: SPLATTERHOUSE 3
Spielerisch etwas blaupausiges Beat’em up mit lo-fi’igem Sound und animationsarmer Grafik. Und trotzdem: Das Ding macht Laune. Lange vor Resident Evil und Silent Hill gab es hier schon Zombiehunde, Mörderbabies, pulsierende Dämoneneingeweide und laufende Mäuler mit Appetit auf Player One (und leider nur den). Relativ irre, erstaunlich blutig und ein klassischer Fall von „SEGA does what Nintendon’t“. Zweispielermodus hätte es noch locker eine Handvoll Ränge hochgeschoben.

93: KID CHAMELEON
Bevor SEGA Nintendo mit Sonic endlich Paroli bieten konnte, gab es platformtechnisch nur die irgendwie traurige Erscheinung des Alex Kidd und die etwas weniger traurige Erscheinung Kid Chameleon. Komisch: Wieso immer Kid(d)s? Ein etwas mutloser Mario-Klon mit doch ganz eigener Persönlichkeit: SEGA-typisch gibt’s hier keine Kuchenparties und danach Prinzessinrettung, sondern ‚coole‘ Virtual Reality-Backstory. Das chamälionische Kid bekommt per Wechseloutfits neue Fähigkeiten, was das Gameplay strategisch macht und frisch hält. Ziemlich Neunziger.

92: SPARKSTER
Der (nicht ganz offizielle) zweite Teil von Rocket Knight Adventures. Immer noch von Konami, aber nicht vom selben Team wie RKA. Auf dem Papier ist alles da — Sparkster und sein Jetpack, Story und Design ähnlich des ersten Teils, aber doch ist alles gefühlt ein paar Zacken… darunter. Die Steuerung ist vereinfacht (lies: verschlechtert), das Leveldesign mundän und weniger flowig, die Bosse uninspirierter, die Grafik nicht so detailiert und lievevoll und irgendwie aggressiv gewöhnlich. Insgesamt ein guter Action-Platformer mit schönen Momenten und solidem Gameplay. Aber das Bessere ist des Guten Feind, und Sparkster nicht mal in der Nähe des Zenits seines Vorgängers.

91: SUPER SKIDMARKS
Manch ein Partyspielenthusiast sagt: Super Skidmarks ist besser als Micro Machines. Ich persönlich nicht. Dafür sind sie zu unterschiedlich. Würde man jetzt aber Micro Machines nehmen, die Cornflakes-Packungen, Werkbänke und Linealsprungbretter wegnehmen, die Perspektive isometrisch verzerren und die Steuerung rutschiger machen, bekäme man sowas wie Super Skidmarks. Auch hier gibt’s vier Spieler ganz ohne Multiplayer-Adapter (dank J-Cart – „Joypad-Cartridge“, ein Modul mit clevererweise zwei eingebauten Controller-Ports), knurrigen Motorensound und keine Spielmusik. Insgesamt erwachsener und irgendwie seriöser, dabei immer noch chaotisch, zugänglich und natürlich partytauglich.

90: PITFALL
Solides Platform-Peitsch-Gemisch und Neuinterpretation des Atari 2600-Pitfalls. Hätte innovationstechnisch zwar noch mutiger sein können, kommt dafür aber mit schöner Stimmung, richtig guter Optik und richtig gutem Gameplay um die Ecke — und: dem kompletten Original-Pitfall von ’82! (Wenn man es findet.)

89: CHUCK ROCK 2 – SON OF CHUCK
„Ehrliches Jump’n’Run ohne viel Brimborium“, hat damals garantiert in irgendeiner Zeitschrift über dieses Spiel gestanden. Habe ich jetzt erfunden, aber ich glaub’ trotzdem, dass es hinkommt: Nichts an Chuck Rock 2 ist besonders spektakulär, nichts besonders falsch. Steinzeitcharme, fluffige Musik, Baby mit Keule. Was es macht, macht es gut, und das macht Spaß. Das bessere Flintstones-Spiel als das Flintstones-Spiel.

88: SHADOWRUN
Ach, eines dieses Streitgames: SNES- oder MD-Fassung? Heute sind wir schlauer: Beide mega. Beide super. Wenn auch komplett unterschiedlich. Shadowrun-Puristen präferieren die SEGA-Version, da näher dran am Ausgangsmaterial. Generell ist hier mehr (Echtzeit-)Action angesagt und auf dem Super Nintendo point’n’click. Obwohl die Musik auf dem SN klar besser ist, gefällt mir hier vor allem die Stimmung und das flüssigere Spielgefühl.

87: RED ZONE
Vom super-cineastischen Intro bis zur Musik von 16-Bit-Legende Jesper Kyd: Brutal stimmungsvolle Präsentation. In einer für’s Mega Drive absolut erstaunlichen 3D-Welt ballern wir uns aus der Draufsicht mit einen waffenfähigen Helikopter und irgendwas Soldatenartigem durch feindliche Basen, Fabriken, Wälder. Ein Spiel, das damals leider —und das ist kein Versuch eines Militärwortspiels— unter dem Radar flog. Vielleicht ein kleines Bisschen sperrig in der Steuerung.

86: SUB-TERRANIA
Wie schon Red Zone fällt auch Sub-Terrania in die selbe Geheimtipp-Kategorie (mit lustigerweise wieder genauso gutem Jesper Kyd-Soundtrack). Wir steuern einen spaceshippigen Gleiter aus der Seitenansicht, der als allererstes Schwerkraft und Bewegungsträgheit überwinden muss, danach diverse Gegnerinstallationen. Die Steuerung ist zwar nicht ganz einfach, aber absolut gelungen und die Optik nicht weniger als formvollendet: Nie im Leben sind das hier nur 64 Farben gleichzeitig.

85: Yu Yu Hakusho: Sunset Fighters (nur NTSC-J)
Der erste Treasure-Titel auf der Liste. Nicht wenige träumten damals von Prügelspielen, die man zu viert zocken konnte. Leider musste man außerhalb Japans auch weiter davon träumen, was wirklich schade ist, denn Yu Yu Hakusho brachte nicht nur den vier-Spieler-Support, sondern auch Stages mit mehreren Ebenen (was Treasure in Guardian Heroes wieder aufgriffen). Die Grafik wirkt ein wenig… leer, aufgeräumt, aber dafür ist die Musik sehr cool. Erwähnte ich die vier Spieler?

84: FLINK
Polierter Platformer mit flüssigem Gameplay und wuuunderschöner Grafik. Abwechslungsreiche Gegner, Bosse und Levels, sowie die Möglichkeit, magische Sprüche durch Item-Kombination zu erschaffen trösten über das ansonsten etwas generisch marioartige Gameplaygefühl hinweg.

83: TINY TOONS – ACME ALL STARS
Einige werden Buster’s Hidden Treasure auf dieser Liste vermissen, und warum das so ist, das erzähle ich ein anderes Mal. (Spoiler: Es gibt besseres.) Stattdessen gebe ich einem spaßigeren Titel aus der Bugs-Bunny-Welt den Vorzug. Die Optik ist genauso niedlich, die Musik genauso niedlich/nervig, aber das Spiel an sich ein völlig anderes: In diversen „Sport“-arten (Fußball, Basketball, Rattenkloppen, Bowling und Motocross (aber zu Fuß)), misst man sich mit entweder dem Mega Drive oder seinen Freunden (bis zu vier Spieler gleichzeitig), was das Game zu einer der besten, härtesten und gleichsam niedlichsten Multiplayerparties der Konsole macht.

82: HERZOG ZWEI
Was geschah mit Herzog Eins? Ist er in seinem herzöglichen Mech (Slash Jetfighter) beim Basisbau verschütt gegangen? Interessanter Strategie/Shooter-Hybrid von Technosoft (siehe Thunderforce (siehe später)), den viele noch vor Dune 2 (siehe auch später) als allererstes Aufbau-Strategiespiel ansehen. Hat sogar Multiplayer. Etwas hakelig im Zugang, dafür aber eigen, ausgefeilt und mutig. Bis heute völlig einzigartig.

81: BATMAN
Vergesst die etwas dumpfe Grafik: Hierdrin steckt ein richtig gutes Batman-Game. Fokussierte, wenn auch nicht rasante Action, gute Mucke, abwechslungsreiche Batmobil- und Glider-Levels und eine intensive Burton-Batman-Stimmung sind die Stärken, die Schwächen Wiederholungen in den Zu-Fuß-Passagen und die viel zu leichte Schwierigkeit.

80: THE LOST WORLD – JURASSIC PARK
Einer der letzten Titel für das Mega Drive. Und was für einer. Größtenteils ein gutes und stimmiges Action-Adventure aus der Draufsicht, wird das Spiel immer wieder von wirklich, wirklich atemberaubenden 3D-Stages unterbrochen. Mal sitzen wir im Fahrzeug und verfolgen Dinos, mal flüchten wir auf einem Floß und ballern um uns, mal fliegen wir in einem Helikopter, aber: immer sieht es wahnsinnig gut aus und eher wie ein frühes Playstation- oder Saturn-Game, als irgendwas aus der 16-Bit-Zeit. Optisch, spielerisch und kreativ gesehen (musikalisch leider nicht) zehnmal besser, als die beiden vorherigen Jurassic Park-Games.

79: RISTAR
Ein Spiel mit Charakter: Wir laufen mit unserem Sternchen zu Pianorave-Tributen durch sonichafte Welten, strecken unsere lange Arme aus, greifen Gegner, Extraleben, Griffe, schwingen uns durch hübsch designte Level und stimmig bunte Optik. Sauber spielbarer Platformer von Sonics Papa. Und das sieht man. Kleiner Genre-Geheimtipp.

78: ROAD RASH 2
Zwei Drittel Racing game, ein Drittel Aggression. Die konkurrierenden Biker mit Ketten, Fäusten und Baseballknüppeln zu einem Love-Hate-Soundtrack von ihren Hobeln zu prügeln, ist sicher nicht PC, aber angenehm adrenalisierend. Nicht Mama sehen lassen.

77: EARTHWORM JIM 2
„Von allem etwas viel.“ So würde ich Jims zweitem Game antworten, wenn es mich fragen würde, was sein Problem ist. Ich kann mich noch erinnern, wie sehr ich mich damals drauf gefreut habe, nur um beim Zocken dieses seltsame Gefühl zu bekommen, dass da irgendwas nicht passt.Auf dem Papier natürlich furchtbar spaßig, wirken die vielen Ideen im Spiel selbst eher disparat undflow-feindlich. Etwas mehr Fokus hätte dem Spiel da durchaus gut getan. Dennoch: die Schießerei und Springerei mit Wurm im Anzug exlodiert förmlich vor Persönlichkeit und Charme. Optik und Kreativität sind hier auf allerhöchstem Niveau und Spaß am Zocken ist hier defintitiv zu haben — wenn auch nicht auf Dauer.

76: HAUNTING
Habe ich früher in Videospielheften bewundert, aber erst viel später spielen können. „Urig“ beschreibt es vielleicht am besten: In diversen liebevoll gemachten Locations muss unser Protagonist, „Polterguy“, Dinge in der Umgebung manipulieren und dadurch Bewohner erschrecken. Ein ziemlich cooles und innovatives Spiel, das allein schon wegen seiner einzigartigen Atmosphäre immer wieder gern im Mega Drive verschwindet.