
50: SONIC THE HEDGEHOG 2
Was? Sonic 2 sooo weit hinten?
Ja, sorry, was soll ich sagen. Ich gehör’ zu denen, die zwischen Sonic 1 und 3 nicht 2 gebraucht hätten. Warum? Sonic 2 hat, finde ich, eben nicht ausreichend innoviert, da helfen auch keine zweischwänzigen Füchse, Spin Dashs auf Kommando und 3D-Bonusstages. Dennoch gibt’s uns mehr von dem, was den ersten Teil so gut gemacht hat, weswegen es exakt auf den Listenmeridian rollt.

49: STRIDER
Actiongame mit leichten Metroidvania-Einflüssen und tiefer Stimmung. Strider läuft und springt mit seinem Plasmaschwert (vermutlich), durch eine sowjetisch wirkende Installation unklarer Funktion und trifft auf Gegner, Bosse, Fallen und leider auch ein Zeitlimit. Schnell, hübsch und einfallsreich. Das perfekte Spiel für das Mega Drive um mit seinem Blast-Processing rumzuprollen. Ziemlich schwierig in den späteren Levels, aber wer etwas Zeit in die Steuerung investiert, wird mit einem der besten Action-Erlebnissen des Systems belohnt. Zeitlose Musik und Atmosphäre.

48: ATOMIC RUNNER
Gefährliches Spiel. Nicht wegen Atom oder so (vielleicht auch), sondern Gameplay-halber: Ein autoscroller (wie Angry Birds, nur in gut), der unserem run-und gunnenden Männchen endlos Hindernisse, Gegner und herausforderndes Leveldesign in die Wege legt. Zum Glück auch jede Menge Power Ups, für das frühe Erscheinungsdatum (1988) richtig, richtig schnieke Grafik und super melodische Musik, weswegen das alles wieder halb so wild ist. Die Bossfights finden traditionell stationär statt, was dem Dauerlauf eine schöne Verschnaufpause entgegensetzt. Gefährlich bleibt das Spiel trotzdem, aber auch eins der eigensten, belohnendsten und unterschätztesten der Ära.

47: OUT RUN
Ein 2D Racing-Klassiker, der zurecht ein Klassiker ist. Heutzutage gibt es bessere Möglichkeiten, Out Run zu zocken (speziell die exzellenten M2-Ports auf dem 3DS (mega in 3D) oder der Switch, die viele Quality of Live-Features haben, die dem Original natürlich fehlen). Dennoch immer wieder eine Runde auf der Ur-Konsole wert und wer spritebasierte Racer mit dieser typischen SEGA-Leichtigkeit mag, wird hier exzellent bedient.

46: ALIEN 3
Als Run & Gun-Titel so polarisierend wie der Film: Dank fiesem Zeitlimit, das uns dazu zwingt, die Levels mitsamt aller Geiseln, Schalter, Wege etc. auswendig zu lernen und Aliens, die gerne mal überraschend aus dem Bildschirmrand hervorgezaubert werden. Wäre es ein bisschen verzeihlicher (nicht einfacher), wäre die Grafik noch ein Ticken detaillierter, dann hätte Alien 3 richtig gute Chancen auf einen Sprung um zehn bis zwanzig Ränge aufwärts. Ich mag’s trotzdem richtig gerne: Die Stimmung ist fabelhaft getroffen, die Musik (von Matt Furniss, der einige legendäre Mega Drive-Soundtracks hingestellt hat) ist nahezu perfekt, und sobald man die Levellayouts drauf hat, macht es einfach Laune.

45: SPEEDBALL 2
Wieder Bitmap Brothers mit einem ihrer Best-of-Amiga-Ports. Speedball 2 ist eine futuristisch-brutalistische Handball-/Rugbyvariation (denkt an Rollerball), die sich flüssig spielt, dank Power ups und Auflevellei sogar strategische Elemente mit sich bringt und insbesondere zu zweit ’ne richtig gute Zeit ist.

44: TRUXTON
Anfechtbar. Aber: Truxton ist besser als M.U.S.H.A. Waffen, Gegner und Musik sind in diesem Shoot’em up noch mal besser, und auch die Grafik wirkt ein Schüsschen überdrehter. Wer gerne kleine Raumschiffe mit überdimensionalen Plasmaentladungen durch zu engen Feindbeschuss navigiert und dabei zu verschranztem Chiptune-Rock abbobbt, wird mit Truxton glücklich.

43: SKITCHIN’
So sehr ich Road Rash mag: Das hier mag ich mehr. Dasselbe Spielprinzip, nur auf Inline Skates und damit automatisch cooler. Aus Sicht der Neunziger, zumindest. Muscle-Beach und so. Die größten Unterschiede: wir hängen uns an Autos dran, und die Musik ist minimal mehr Hipsterbart als Bikerbart. Ansonsten ein völlig ungenierter Remix, der zeigt, dass EA schon damals wusste, wie man bewährte Spielprinzipien melkt.

42: COOL SPOT
Nicht David Perrys bekanntestes Werk, aber eines seiner stimmigsten: Fokussierter Platformer/Run & Gun-Hybrid mit Urlaubsfeeling, relaxtem Tommy Tallarico-Soundtrack, guter Steuerung und ein bisschen (in der Pal-Version entschärfte) Limowerbung. Das zweite Spiel, dass ich für das Mega Drive hatte, und eines, das ich immer wieder gerne zocke. Auch wenn das “Sammel Summe X von Item Y um weiterzukommen”-Prinzip es etwas hängen lässt.

41: STREETS OF RAGE 3
Gehen wir noch mal auf die Sache mit der Schwierigkeit ein. Warum speziell japanische Titel für den Westmarkt künstlich erschwert wurden, dürfte an zwei Dingen gelegen haben: Zum einen musste für den Westen alles eine Schippe „edgy-er“ sein, und ausserdem gab es in Japan keine Leihkultur. Man konnte also keine Spiele aus Videotheken (/ Bibliotheken) über’s Wochenende mitnehmen, durchzocken und zurückbringen. In den USA und in Europa ging das, weswegen viele Spiele für den Westmarkt angepasst wurden. Waren sie schwieriger, steig die Chance auf Kauf statt Wochenendausleihe. Gut getan hat das aber den wenigsten Titeln, und Streets of Rage 3 noch mit am wenigsten: Das Balancing war hin, die Frustration war hoch. Dazu kam, dass nicht alle Experimente und Neuerungen funktionierten: Das etwas sehr spezielle, per Randomisierung erzeugte Technobrett von Mega-Drive-Musikgott Yūzō Koshiro war zu experimentell und die Stages insgesamt weniger ikonisch und eindrucksvoll. Dafür waren Steuerung und Moveset auf dem Serien-Höhepunkt. Insgesamt trotzdem ein wertvoller Beitrag zur besten Beat’em up-Reihe dieser Galaxie, wenn auch die japanische Version dank realistischerem Schwierigkeitsgrad klar vorzuziehen ist.

40: COMIX ZONE
Ein spätes SEGA-Experiment mit interessantem Setup: Ein Comiczeichner wird ins eigene Comic gesogen und muss die Schergen seines Antagonisten aus den Panels prügeln. Besagter Antagonist tauscht wiederum den Platz mit dem Zeichner und kritzelt ihm von aussen neue Schurken auf die Seiten. Verrückt. Sehr SEGA, irgendwie. Aber auch sehr gut: Solides Moveset, viele Extras und ein kleines Rattenhelferlein, das Türen öffnen und Hebel umlegen kann. Netter Touch: Die situationsbezogenen Sprechblasen der Gegner und des Protagonisten. Nicht so netter Touch: Die Musik schreddert etwas arg und der Schwierigkeitsgrad leider auch. Wieder netter Touch: Animationen, Grafik, Stimmung auf Höchstniveau. Hatte damals sogar den Soundtrack auf CD dabei. (In nicht-schraddelig.)

39: MORTAL KOMBAT
Was soll man sagen. Zwar sind die späteren Teile insgesamt fortgeschrittener, aber der erste Teil besitzt immer noch diese speziell, düstere und körnige Magie, und: die meiner Meinung nach beste Musik der drei (einhalb) Teile auf dem Mega Drive. Das Game ist deutlich besser als die SNES-Version, die dank Nintendo so verstümmelt daherkommt, wie die Fighter am Boden von The Pit in der praktisch unzensierten SEGA-Fassung.

38: ALADDIN
David Perrys großer Platformer-Wurf gilt als eine Grafikreferenz im 16-Bit-Bereich. Spielerisch kompetent und zugänglich, wenn auch etwas… floaty in der Steuerung und (—vermutlich wegen Ziehvater Disney—) insgesamt etwas zu traditionell und mutlos. Ich wollte es lieben, so wie viele andere, konnte es aber nur stark mögen. Was, hey, immer noch Platz 39 bringt.

37: ALIEN STORM
Optisch nicht das Flaggschiffspiel des Mega Drives (relativ früher Titel), ist es trotzdem voller Charme: Das Gegnerdesign ist eklig und illust, die Musik stimmungsvoll und passend und die stationären FPS-Bonus-Stages sind eine gelungene Gameplay-Aufbrechung. Das Spiel an sich ist ein Unentschieden zwischen Brawler und Run & Gun: Eine von drei Figuren (die für die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade stehen,) versohlt Glibbermonstern per Nahkampfattacke, die aus einer Waffe kommt, die nach Fernkampf aussieht, die Hintern. Verwirrend cool.

36: DYNAMITE HEADDY
Das dritte Treasure-Game auf der Liste. Und beileibe nicht das letzte. Ein Platformer, in dem wir eine Puppe steuern, die ihren titelgebenden Kopf als Waffe abschießt. Headdy kann sein Haupt gegen 18 (!) verschiedene Köpfe tauschen, die als Power Ups rumliegen und ihn oder seine Birne härter, schneller, zum Staubsauger machen, zur Bombe, Freiheitsstatue, Rakete, Fokker, zum Vogel, unsichtbar, zum ultraschweren Kopf, Dreifachkopf, Schweine-, Stecknadel- und Barrierenkopf, zum Hammer, Schläfer, Warhead, zum Stachelköpfchen, Highspeed-Dez, zum Zeitstopkopp. Ist das nicht irre? Treasure, irgendwie. Die können nur maximal. Und obwohl die Puppenthematik und die Stimmung mich damals nicht so mitgerissen haben, war ich von der Musik, der liebevollen Grafik, Präsentation und dem Ideenreichtum völlig hingerissen. Mittlerweile bin ich von allem hingerissen. Musste wohl erst den… Kopf dafür haben. Leides wieder es eines der Spiele, deren Westversion schwerer als die japanische ist. Deutlich schwerer. Wär das anders, würde ich es locker noch mal 15 Plätze nach oben schnippen. Erstaunlich dichte Story übrigens, wenn man sich reinliest.

35: PULSEMAN (JAP)
Ein Japan-only Titel von Game Freak (aus Zeiten, als sie noch was anderes gemacht haben, als Pokémon), der wie ein Best-of-16 Bit daherkommt: Sonic kombiniert mit Mega Man, kombiniert mit Rocket Knight Adventures, ergibt: Sonic Man Adventures, oder, wie Game Freak es irrtümlicherweise nannte: Pulseman. Man schießt, rennt und läd Energie auf, um per Raketencharge durch die ansehnlichen Levels zu prallen. Richtig gute Grafik und Musik. Geheimtipp.

34: BATTLE MANIA DAIGINJOU (JAP)
Ein Spiel zum Verlieben. Hier ist alles super: von der Optik, bis zur Idee, der Musik, und dem Gameplay. Wir steuern zwei jetbepackte Girls (im Einspielermodus sogar gleichzeitig!) durch die Lüfte und ballern Gegnerhorden nieder, powern Waffen und Extras auf und machen Bosse mit Knarren, frechen Sprüchen, Specials runter. All das in charmanter Grafik und gut designten Levels. Dies ist der zweite Teil der Reihe und leider wieder Japan-only. Der Erste Teil, Battle Mania, erschien immerhin noch in den USA (als „Trouble Shooter“) und ist nahezu genauso gut.

33: EMPIRE OF STEEL
Richtig gutes Shoot’em up mit Zeppelin. Zeppelin! Ist euch klar, was das bedeutet? In einem Shooter? Wie gut kann das gehen? Sehr, lautet die Antwort. Das Spiel ist eine überraschend gute Verbindung aus steampunkiger Optik, elegischer Musik und ziemlich eigenbrödlerischem Design. Das Beste ist (—das muss bei diesen Games gesagt sein): Es ist fair und (mit etwas Übung) sogar gut durchspielbar.

32: MEGA BOMBERMAN
DER Klassiker unter den Partygames. Komische kleine Männchen sammeln in labyrinthartigen Levels Power-Ups und werfen Bomben, um andere kleine Männchen wegzudetonieren. Manchmal klettern sie auf Yoshi (der hier aus unbekannten Gründen mitmacht), was sie eine Sprengung aushalten lässt (Yoshi nicht) und Bomben kicken lässt. 4-Spieler-Adapter rauskramen / ebayen und losbomben — Chaos, unfaire Verbrüderung und an der Wand zerschellte Controller warten. Und super-catchy Mucke.

31: MICHAEL JACKSON’S MOONWALKER
Wer’s noch nicht gespielt hat und sich wundert, was eine mittneunziger Filmumsetzung unter den Top 50 sucht, dem sei gesagt, dass dem Jacko-Game das Shinobi-Gameplay zugrunde liegt. Shamona statt Shurikans. Was super funktioniert. Die Reichweite ist zwar geringer und Jackson weniger agil als Joe Musashi, aber trotzdem bockt’s. Mehr als der Film, auf jeden Fall. Plus: Todestanzeinlagen und Verwandlung in den Autobot aus dem Streifen. Irre aber gut.

30: STORY OF THOR
Der von Zelda am weitesten entfernte Zelda-Klon auf dem Mega Drive. Ein einfallsreiches Magiesystem, ein prügelspielartiges Kampfsystem, riesige Sprites, wunderschöne Umgebungen und dichte Atmosphäre. Vielleicht hätten ein paar mehr Animationsphasen dem Auge noch gefallen und die Musik ist, wenn auch von Yūzō Koshiro, eher mittelmäßiger Konsolen-Ambient. Da steckt ein richtig gutes RPG im Modul, dass sich hinter Zelda nicht verstecken muss — auch, wenn niemand weiß, ob Zelda jetzt ein RPG ist oder nicht. Oder was Thor mit diesem Spiel zu tun hat. (Spoiler: Nix.)

29: EARTHWORM JIM
David Perrys erster Titel in eigener Regie ist wohl auch sein bester: Ein Action-Platformer mit Schießen, Springen, Peitschen, Bungeejumps und Weltraumritt in Bonuslevels, mit katapultierten Kühen, bizarrer Comedy und all das in absolut immenser Optik. Sehr erfolgreich. Coole Mucke. Hatte sogar eine eigene Cartoon-Serie.

28: RANGER X
Es ist nicht viel, was dieses sehr eigene Run & Gun-Game davon abhält unter die zwanzig besten zu kommen: Eine ausgeglichenere Schwierigkeitskurve und etwas mehr Politur in Spiel- und Leveldesign, Steuerung und Flow und wir hätten einen klaren Anwärter auf die Actiongame Shortlist. So bleibt es „nur“ ein richtig gutes Spiel mit teils phänomenaler Grafik, stimmungsvollem Soundtrack und leicht vertrackter Steuerung. Das Spiel hat einen raffinierten Clou: Wir steuern einen Mech, der mit einem Begleitfahrzeug unterwegs ist. Man kann den Sozius entweder einzeln (zusätzlich zum Mech) steuern (Sechs-Button-Controller benötigt), gänzlich der KI überlassen, sich draufstellen, sich mit ihm zu einer neuen Kampfeinheit verbinden und mitunter sogar noch auf ein zusätzliches Fluggefährt zurückgreifen. Spielt sich ungefähr so ambitioniert und aufregend, wie es sich anhört. Kleiner Geheimtipp.

27: SONIC THE HEDGEHOG
Auf einer Liste, die Spiele nach ihrer heutigen Spielbarkeit bewertet, wirkt das unausgereiftere Sonic 1 vor Sonic 2 sicher ulkig. Das verstehe ich. Das sehe ich. Doch hört mich an: Sicher — Sonic 2 war zugänglicher und stellenweise(!) auch entschärfter, was gemeine Off-Screen-Fallen angeht. Dennoch hat der erste Teil, und das noch immer, diese besondere Magie des Anfangs einer großen Serie. Und ja, es gibt keinen Spin-Dash, keinen Zweispielermodus (der ohnehin nur so mhm-mhm war) und keine flashigen Special Stages. Dafür gibt’s die (Love/Hate-) Marble Madness-Zone, die entschleunigten und hypnotischen Special Stages, den Fokus auf Sonic allein und jede Menge Charakter und Naivität. Es war ein großes Expirement, und das ist spürbar an allen Ecken und Enden. Sonic 2 war routiniert und bis auf Kleinigkeiten einfach was es war: Eine Fortsetzung. Sonic 1 und Sonic CD sind die wohl charakterstärksten und vor allem konzentriertesten Titel aus der Reihe. Süßer und sympathischer war der Igel nie, auch wenn die Nachfolger technisch und spielerisch was oben drauf gelegt bekamen.

26: CASTLEVANIA: BLOODLINES
Ein kleine konamische Überraschung war 1993 Castlevania: The New Generation (bzw. „Bloodlines“ in den USA und „Vampire Killer“ in Japan, warum auch immer). Überraschung deshalb, weil sie auch einfach das SNES-Castlevania hätten portieren können (und niemand hätte sich beschwert). Aber Konami war damals so ehrbar ganz-oder-gar-nicht-mäßig drauf, dass sie dem Mega Drive was eigenes zusammenkochten. Das haben sie netterweise fast immer so gemacht. Und „The New Generation“ ist meiner Meinung nach der Höhepunkt der 16-Bit-Castlevanias: Cleveres Leveldesign, zwei sich unterschiedlich spielende Figuren, wilde MD-typische Grafikeffekte treffen auf die serientypisch gute Spielbarkeit und den barocken(den) Soundtrack.